Der erste Angermannbrief

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Der Brief von Marco Angermann aus Rosenthal vom 13.07.2023

An die das Konzept bearbeitende Versammlung der Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz

2023 hat sich die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz der Aufgabe gestellt, ein Konzept für einen Naturpark auszuarbeiten. Am 13.07.2023 erhielt die Bürgerinitiative einen Brief von Marco Angermann aus Rosenthal, in welchem er Vorstellungen von einem Naturpark Sächsische Schweiz entwickelt und darlegt.

 

Textanfang

1 Lieber Dietmar,

ich hoffe Dein Engagement und Ehrgeiz lohnen sich – auf jeden Fall wünsche ich Dir und der Bürgerinitiative das.

2 Bezüglich der Inhalte möchte ich mich mit auf das Thema Naturschutz konzentrieren. Es ist wichtig, dass dieses genauso „ausführlich“ betrachtet wird, wie die bereits abgehandelten Themen Kultur, Tourismus und Wandern. Aus diesem Grund sollten zum Thema Naturschutz folgende Unterpunkte näher betrachtet und mit aufgeführt werden:

3 Ein Naturpark ist eine Schutzgebietsform, die den Schutz durch Nutzung anstrebt, bei welchem sich Wirtschaft, Erholung und Naturschutz nicht ausschließen. Dabei ist der Naturschutz aber in den Naturschutzgebieten keinesfalls minderwertiger als in einem Nationalpark. Die wesentliche Unterschiede sind

4 Streng genommen ist die sogenannte Nationalparkregion mit den Naturschutzgebieten in Form des Entwicklungsnationalparks auf Grund seiner Zergliederung und durch viele Wanderwege zerschnitten bereits gegenwärtig eher ein Naturpark mit etwas größeren Naturschutzgebieten als ein „Nationalpark mit Nationalparkregion“. Und diese sollten es in Verbindung mit der hohen Schutzwürdigkeit folgender Bereiche auch unbedingt bleiben bzw. unter Berücksichtigung der linken Elbseite sogar ausgebaut werden:

5 Die allgemeine Schutzwürdigkeit der Region begründet sich dazu damit, dass die angestrebten bzw. vorhandenen Naturschutzgebiete

6 Unsere Region gliedert sich dazu in verschiedene Naturräume, die unterschiedliche Eigenschaften und Besonderheiten aufweisen. Zu diesen zählen:

7 Grundsätzlich findet sich in unserer Region auf Grund der großen Kontraste zwischen den einzelnen Lebensräumen bedingt durch Geologie, Morphologie und Klima eine hohe Anzahl an schützenswerten und gleichzeitig „renaturalisierungswürdigen“ Bereichen, denen das Konzept für den Naturpark Sächsische Schweiz unbedingt Rechnung tragen muss, wenn es eine breite Akzeptanz und Befürwortung erreichen will.

8 Darüber hinaus empfehle ich als Einleitung zum Konzept für den Naturpark folgendes Leitbild und die wesentlichen Unterschiede zum Nationalparkidee als Vorteilsargumentation für den Naturpark einzufügen, aber darüber hinaus auf jegliche Vergleiche mit dem Nationalpark bzw. Anspielungen auf diesen im weiteren Konzept zu verzichten.

9 Leitbild Naturpark (NP): Harmonisches Miteinander für Mensch und Natur. Naturparks sind Regionen, in denen sich Mensch und Natur erholen können. Sie bewahren und entwickeln Landschaft und Natur und unterstützen einen naturverträglichen Tourismus. Sie fördern eine nachhaltige Regionalentwicklung und entwickeln Angebote zur Umweltbildung und zur Öffentlichkeitsarbeit. Damit tragen sie dazu bei, die Ansprüche der Menschen an ihre Lebens- und Wirtschaftsräume mit den Anforderungen von Landschafts- und Naturschutz in Einklang zu bringen.

10 Ziele von Naturparks:

11 Aus diesem Grund sollten auch unbedingt die Punkte Land- und Forstwirtschaft sowie Gewerbe näher im Kontext zu den Zielen eines Naturparks und einer nachhaltigen Regionalentwicklung ausformuliert werden. Letztendlich heißt das mitunter nur den Status-quo in Bezug auf das Landschaftsschutzgebiet zu beschreiben, doch der sollte eben im Konzept für den Naturpark nicht weggelassen werden. Gern stelle ich Euch dafür das aktuelle Rahmenkonzept für das Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz sowie weiterführende Informationen zur integrativen naturgemäßen Waldbewirtschaftung (INW) zur Verfügung – beim Thema nachhaltige Landwirtschaft bin ich leider weniger belesen und ausgestattet.

12 Bezüglich der Totalreservate ist anzumerken, dass Prozessschutz (Natur Natur sein lassen) auch (bereits) in Teilen des Landschaftsschutzgebietes stattfindet und keine reine Eigenart eines Totalreservates, Wildnisgebietes oder Nationalparkes ist. Somit soll es auch in einem Naturpark das Ziel sein, die Flächen, in denen sich die Natur weitestgehend (wirtschaftlich) unbeeinflusst von Menschen entwickeln kann weiter zu erhöhen und – insofern sich das nachhaltig finanzieren lässt – auf alle Naturschutzgebiete der Schutzzone 1 und 2 sowie eben Totalreservate zu übertragen. Damit meine ich aber nicht, dass man einen vom Menschen angelegten standortfremden Kiefern- oder Fichtenforst sich selbst überlassen sollte (was aktuell im sogenannten Nationalpark geschieht), sondern einen vom Menschen mittels integrativer naturnaher Waldbewirtschaftung langfristig umgebauten standortgerechten überwiegend aus Laubbäumen bestehenden Mischwald sinnvoll dahin überführt. Und das Ganze aber nicht unbedingt und um jeden Preis, sondern eben nur als mögliches Ziel für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur – als ehrliches Konzept und eine echte Natur, die man noch sehen, fühlen, entdecken und erleben kann.

13 Ich hoffe Euch damit ein bisschen weiterhelfen zu können und stehe Euch gern für Rückfragen oder weiterführende Informationen zu den angesprochenen Dingen zur Verfügung. Dabei denke ich, dass sich die BI und alle Unterstützer darüber im klaren sein oder werden sollten, dass für einen Naturpark zu sein auch für Naturschutz zu sein heißt und das dieser Bereich deswegen einer der wichtigsten Bereiche ist, wenn es darum geht überhaupt eine kleine Chance „gegen“ den bestehenden Nationalpark zu haben. Denn für die meisten bedeutet aktuell (Nationalpark = der einzig richtige und wichtige Naturschutz) und (Naturpark = nur Kultur und Wirtschaft). Das aber ist falsch. Deshalb verlasst das bereits gefestigte Territorium der Kultur- und Wirtschaftsvertretung, die ihr sowieso bereits inne habt, und ergänzt das durch den Naturschutz. Dies bedeutet dabei zwar mitunter sich auch mit inneren Kontroversen auseinandersetzen, weil man dabei erkennen muss, dass vieles an den aktuellen Regularien des sogenannten Nationalparks (der mit diesen ja eigentlich keiner ist) doch nicht so falsch ist und man das auch im Zusammenhang mit einem Naturpark in den Naturschutzgebieten an vielen Stellen (weiter) aushalten muss.

14 Zu guter Letzt das Konzept bitte mit repräsentativen Bildern optisch aufzuhübschen und die Karte des Naturpark bei dem Punkt „Größe des Naturpark“ mit einzufügen, da das Konzept den Leuten einen Naturpark Sächsische Schweiz „verkaufen“ soll, Bilder mehr mehr als tausend Worte sagen und der Inhalt schlüssig sein sollte. Aber das ist letztendlich eine Feinheit und somit die Kür, welche nach dem Inhalt kommt.

15 Dazu vielleicht noch der Hinweis, dass am 13.09.2023 seitens des Tourismusverbands Sächsische Schweiz ein Forum organisiert wird, bei dem es um die Entwicklung des Tourismus in der Nationalparkregion im Kontext zur Natur und dem Naturschutz gehen soll. Dieses Forum soll im weitesten Sinne dazu diesen, eine Position des Verbandes zum Thema Naturpark oder Nationalpark zu definieren und es wäre damit sicherlich sehr zielführend, wenn bis spätestens dahin das Konzept für den Naturpark „in aller Munde“ und somit vorher (vielleicht Ende August) fertig ist.

16 In dem Sinne – vielen Dank für Eure Mühen und allen voran nochmal für Dietmars großen Fleiß.

Mit besten Grüßen

Marco Angermann

Textende


 

Autor: Marco Angermann
Masoret: Rolf Böhm

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12.04.2024 Lektoriert