Die alte Pohlshornkarte 1 : 10 000

Die Pohlshornkarte ist (außer einem kleinen Ausschnitt im Berichtsband VII des Arbeitskreises Sächsische Schweiz) noch nie veröffentlicht worden.

Lange Jahre war sie verschollen. Ende 2025 hat sich eine Schublade in einem Kartenschrank verklemmt. Als alle Schubladen herausgenommen waren, fand ich die Transparente unter dem untersten Fach auf dem Schrankboden.

Grundrisszeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Grundriss

Reliefzeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Relief

Netzzeichnung

Transparentzeichnung Pohlhorngebiet/Netz

Strichreproduktion 2025

Strichreproduktion


 

Wann habe ich die Pohlshornkarte eigentlich gezeichnet?

Das steht in meinen alten Tagebüchern

14.08.1984: (Di.) Urlaub. 7:20 Uhr mit Bus [von Sebnitz] zur Räumichtmühle, Beginn Pohlshorn-Aufnahme, bis 18 Uhr (10 Std.), → Villa Fernblick, keiner da.
15.08.1984: 10-20 Uhr Pohlshorn-Aufnahme, Zätzschenhorn, → Bove.
16.08.1084: 12-20 Uhr Heulenberg aufgenommen, → Bove.
17.08.1984: Auf, gepackt, groß reine gemacht, Holz, gekehrt, Abschied von der Villa. 12-16 Uhr noch Pohlshorn-Aufnahme, Zeughaus (neuer Kneiper).
08.09.1984: (Sa.) 3 Std. Arnstein kartiert, damit ist Pohlshorn fertig aufgenommen, gesamt 35 Std.

05.04.1985: Fernblickboofe (Osterwochenende)
23.05.1985: Abend Pohlshorn-Zeichnung vorbereitet.
24.05.1985: Pohlshorn-Reinzeichnung mit Transparent auf Fotokopie vom Messtischblatt. 3 Std. Signaturen und Landstraßen.
25.05.1985: 6 Std. Pohlshorn.
26.05.1985: Den ganzen Tag zu Hause Pohlshorn gezeichnet, Wegenetz fertig.
02.06.1985: 1 Std. Pohlshorn Felsen.
13.06.1985: Pohlshorn Felsen gezeichnet.

05.01.1996: Endlich mal wieder nach 2 Monaten Pohlshorn gezeichnet, 2 Std. Felsen.
07.01.1986: 2 Std. Pohlshornkarte gezeichnet, Felsen fertig.
08.05.1986: Himmelfahrt. Einen Abgestürzten unterhalb der Basteibrücke zu retten versucht, mit Berndt beatmet, nach 2 Std. kam Ärztin und BUD, da war er schon eine Weile tot, vielleicht 10-15 m geflogen.
13.06.1986: Abend Pohlshorn Höhenlinien gezeichnet.
25.08.1986: Pohlshorn-Relief gezeichnet.


 

Was ich sonst noch in meinen alten Tagebüchern finde

„Unsere kleine Freiheit“

19.07.1986: Marienhöhle, weiter zum Kleinen Kuhstall. Zettel von Bovenkontrolleuren da (Bovenverbot). Reiten ins Zeughaus ein, da sind paar Typen da, die pro Nase Pfingsten je 100,00 M berappen mussten, wegen Boven in Rathen.
20.09.1986: Mit Bus → Neumannmühle, im Gr. Zschand: Naturschutzkontrolle durch Heinz K. Lässt uns weitertippeln, nachdem er gemerkt hat, dass wir ihn kennen – und empfiehlt uns die Fernblick. Naja, damit ist der Mythos Heinz K. gestorben. In Fernblick nächste Naturschutzkontrolle. Von einem ganz Verbissenen. Will im Winter wiederkommen, mit 2 Kanistern Benzin, um die Bove abzubrennen. Ich schlafe draußen im Freien. Der Verbissene auch.

Wie war es damals und wie ist es heute?

Mein Bergsteigerausweis vom 08.05.1983 Mein Bergsteigerausweis, ausgestellt am 08.05.1983

1985: Boofen nur mit Bergsteigerausweis gestattet.
2025: Das Umweltministerium erwägt digitale Boofentickets, Boofen nur noch mit Schulungsnachweis etc.

1985: Eine „Schutztruppe“ geht Streife, um Boofer aufzuspüren und leitet Ordnungsstrafverfahren ein. Da auch mal das hier lesen: „Dementsprechend wurde 1984 ein Antrag an den Rat des Kreises Sebnitz mit einer namentlichen Aufstellung von zu bewaffnenden Bürgern gestellt.“ Na klar, von den blöden Boofern darf man sich natürlich nicht auf der Nase rumtanzen lassen. Woraus dann aber leider doch nichts wurde: „Die Überprüfung dazu zeigte, daß kein positiver gesellschaftlicher und staatlicher Einfluss in der vorgeschlagenen Schutztruppe gegeben war.“ Dann bloß mal herzlichen Dank, MfS, dass Sie den „ganz Verbissenen“ aus meinem Tagebuch nicht bewaffnet zu uns in die Fernblickboofe rausgeschickt haben, war wohl doch nicht „gesellschaftlich positiv“ genug. Machen wir uns nichts vor, die Schutztruppler waren oft sogar bissl „reaktionär“ und haben da auch bloß ihre kleine Freiheit gesucht. So, wie wir eben auch. — Und heute?
2025: „Polizeihauptkommissar X. Y. bringt unterdessen den Einsatzleitwagen der Polizei in Stellung. Von hier aus werden in den nächsten Stunden die Trupps koordiniert.“ Na klar, von den blöden Boofern darf man sich natürlich nicht auf der Nase rumtanzen lassen. — Damit wir uns nicht falsch verstehen: Gewiss muss verhindert werden, dass Boofer den Wald anzünden. Die Frage ist nur, woher die Brandgefahr kommt. Sind da wirklich ausschließlich die Boofer so böse und immer nur die Wanderer und Naturbesucher die einzigen, die an allen Problemen des Nationalparks schuld sind? Oder könnte vielleicht die Brandgefahr nur ein Vorwand sein, unter dem die Naturschutzabteilung im Umweltministerium ihr erklärtes Ziel, das Boofen langfristig ganz zu verbieten, vorantreibt?
(Zitat aus Anja Weber: „Angst vor Waldbränden in der Sächsischen Schweiz“, SZ Pirna, 07.07.2025, S. 13, ebenfalls psychologisch instruktiv ist der Zeitungsartikel „Die Wächter der Steine“ von Jörg Stock, SZ 01.04.2025 [„27.03.2025“], S. 13).

1985: Ordnungsstrafe 100,00 Mark.
2025: Bußgeldsumme 90 000,00 € für 1011 Fälle „wobei noch nicht alle Fälle abgearbeitet sind.“

1985: Es wird alles immer schlimmer und überlaufender. Ja, früher, da war das anders. Da sind nur die richtigen echten Bergsteiger Boofen gegangen, und die haben sich auch ordentlich benommen und die wussten auch, was sich gehört und die haben da auch keinen Schaden angerichtet. Aber jetzt kommen nur noch so Assis und Chaoten, und dazu noch in Unmassen. Die haben doch der Sächsischen Schweiz überhaupt nichts am Hut und sind nur auf Abenteuer aus. Da muss man nun aber endlich mal durchgreifen, damit endlich wieder Recht und Ordnung wird. Wer sich nicht an die Regeln hält, hat hier nichts zu suchen.
2025: Es wird alles immer schlimmer und überlaufender. Ja, früher, da war das anders. Da sind nur die richtigen echten Bergsteiger Boofen gegangen, und die haben sich auch ordentlich benommen und die wussten auch, was sich gehört und die haben da auch keinen Schaden angerichtet. Aber jetzt kommen nur noch so Assis und Chaoten, und dazu noch in Unmassen. Die haben doch der Sächsischen Schweiz überhaupt nichts am Hut und sind nur auf Abenteuer aus. Da muss man nun aber endlich mal durchgreifen, damit endlich wieder Recht und Ordnung wird. Wer sich nicht an die Regeln hält, hat hier nichts zu suchen.

 

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Selbstverständlich sind die Gesetze im Nationalpark einzuhalten. Wanderer sind doch keine Gesetzesbrecher. Nur werde ich das Gefühl nicht los, als ob es manchmal in der Sächsischen Schweiz anders laufen würde, 1985 und jetzt wieder. Als ob hier selbsternannte Naturschützer, sog. Hüter von Recht und Ordnung etc. so tun, als ob einzig ihnen die Landschaft gehören würde, woraufhin sie sich dann selber Regeln ausdenken, denen zufolge sie die einzig Guten sind. Und die anderen sind immer schuld und haben auf die vermeintlich Guten zu hören und die von denen gemachten Regeln zu befolgen. Denen zufolge sie sich am besten generell aus der Landschaft zu verkrümeln hätten. Damit die Guten hier die wunderschöne Landschaft, die Gott für alle gemacht hat, allein genießen könnten.

Aber dann wird irgendwann offenbar, dass diese putzigen Regeln doch nicht ganz so legitim sind. Das Parlament hat zwar ein Naturschutzgesetz gemacht, dem zufolge jedermann das Recht auf Betreten der freien Landschaft hat und nur die von der Naturschutzabteilung gemachte Bekanntmachung des Umweltministeriums macht aus dem Recht zum Betreten in ein Verbot des Draußenseins. Und der Umweltminister hat die Bekanntmachung einfach erlassen, trotz all der Diskussionen, Debatten und Anhörungen, all das ist ignoriert und abgewimmelt worden.

Und es gibt dann trotzdem viele Menschen, die dennoch wandern gehen oder boofen oder sonstwie auf plötzlich verbotene Art, die zuvor erlaubt war, nach wie vor draußen sind. Na da haben „die Guten“ aber nur drauf gewartet und nun müssen das frisch gemachte Recht und neu veränderte Ordnung mit Macht durchgesetzt werden. Und da muss dann eben auch die Polizei kommen und es wird militant und die haben ja auch Schusswaffen und Hubschrauber. Aber da nützt auch die beste Kontrolltruppe nichts. Erfahrene Polizisten wissen, dass die beste Polizeigewalt nichts taugt, ein Gesetz, an das sich die Leute nicht von sich aus halten mit Gewalt durchzusetzen kann leicht so etwas werden, wie Wasser mit einem Sieb zu schöpfen.

Irgendwann kommt dann ein ganz kleine Kind und sagt:

„Aber sie machen doch die Natur überhaupt nicht kaputt und sie nehmen doch den Müll wieder mit und wieso ist es denn verboten, auf einem Weg langzuwandern, wo wir doch froh sein können, wenn es in dem Borkenkäferwald überhaupt noch ein paar Wege gibt, und sie zünden den Wald auch nicht an und lasst sie doch draußen boofen und es ist auch überhaupt nichts dabei, über die Grenze wandern. Und auch unsere neuen Ängste, CO2 und Klima und Artensterben und Biodiversitätsrückgang, was ja auch alles stimmen mag, können es doch kaum einen Grund hergeben, den Menschen das Draußensein in der Sächsischen Schweiz immer mehr zu verbieten.“

Und der Kaiser muss dann doch einsehen, dass er auch mit der Schutztruppe nichts ausrichten kann und die Menschen in den wunderschönen Wald seines Landes, den doch Gott für alle gemacht hat, wieder boofen lassen.


 

Zeitungsartikel:
„Die Wächter der Steine“ von Jörg Stock, Sächsische Zeitung, 27.03.2025, Lokalausgabe Pirna am 01.04.2025, S. 13
„Angst vor Waldbränden in der Sächsischen Schweiz“ von Anja Weber, Sächsische Zeitung, 08.07.2025, Lokalausgabe Pirna am 07.07.2025, S. 13

 

13.12.2025
17.12.2025

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