Wegekonzept Nationalpark Schwarzwald

Das kalte Herz

Hauptseite
Vorige Seite
Nächste Seite

10. Rückblick aus der Zukunft 2023

Sechs Jahre sind ins Land gegangen. Die bisherigen Seiten hatte ich 2017 geschrieben. Was ist aus meinen Vorahnungen geworden?

 

23.01.2023

Badische Neueste Nachrichten, 23.11.2022 – Diskussion um Nationalpark-Erweiterung. Forbacher fühlen sich um ihren Wald betrogen:

Großer Schreck.

Ach – wie hätte ich mich doch gefreut, wenn meine bösen Vorahnungen unzutreffend gewesen wären. Es scheint aber immer wieder dasselbe zu sein. Die blöden Ureinwohner sollen wieder einmal hoffen und ein Opfer bringen. Ist ja wohl nicht zuviel verlangt bei dem Klimakollaps, dass du nicht mehr in den Wald darfst. Vielleicht einigt man sich auch „auf einen Kompromiss“, was auf eine Salamitaktik hinausläuft. Da werden ein paar Wege eben nicht gleich gesperrt, sondern erst ein paar Jahre später.

2044 – genau 30 Jahre nach der Gründung 2014 – soll der Nationalpark Schwarzwald dann „fertig sein“. Das könnte dann zunächst so ausssehen:

Borkenkäferwald Nationalpark Sächsische Schweiz 30 Jahre nach der Gründung

Und dann auf einmal so:

Waldbrandwald Nationalpark Böhmische Schweiz 2022

 

13.03.2023:

Von Lutz Zybell, Dresden kommt ein Link. Ich soll mir doch bitte mal den aktuellen „Bürgerdialog“ ansehen. Da gibt es einen Wegeplan.

Wegeplan  Karte S. 10 Wegeplan, eigene Bearbeitung (Quellbild hier)

Wie man leicht erkennen kann, wird der Nationalpark Schwarzwald in nationalparktypischer Art entwickelt. Weite Teile der Landschaft sind zu No-Go-Areas geworden. Da gibt es kaum noch einen erlaubten Weg. Und die wenigen Linien, die da noch durchführen sind, wie es sich trifft, gerade einmal „saisonal gesperrt“. Deutlich ist zu sehen, wie sich „Kernzonen“ abzeichnen, angestrebte Größe 75 % der Nationalparkfläche. Wir Wanderer werden zu entfremdeten „Touristen“ degradiert und in potentiell 25 % „Rummelzone“ (Wortschöpfung unseres ersten Nationalparkleiters Dr. Jürgen Stein) „geschickt kanalisiert.“ Das über Jahrhunderte gewachsene, einst vielfältige Wegenetz ist weitgehend systematisch zerstört worden.

Gerade werden die beiden Nationalparkteile miteinander verbunden. Selbstverständlich wieder mit „Bürgerdialog“. Auf der Webseite des Nationalparks heißt es unter der Frage „Welche Sorgen und Befürchtungen entstehen durch die Weiterentwicklung?“: „In Kritik stehen auch hier beispielsweise, dass die zugewonnenen Waldflächen nicht mehr forstlich genutzt werden oder sich Wege ändern könnten, die aktuell von den Anwohnenden frei zugänglich genutzt werden.“ – „Wege ändern könnten?“ Ändern ist ja wohl eine recht verharmlosende Umschreibung für eine derart großflächige Wegzerstörung. Auch sind Wege im Wald nicht nur für die Anwohnenden frei zugänglich, sondern für alle Wanderer. Doch wie es aussieht, ist das kein Bürgerdialog, eher ein Nationalpark-Monolog. Gewiss darf da „der Anwohnende“ schon einmal ein paar Sätze in einer Diskussion äußern. Die kann die Nationalparkverwaltung aber auch weitgehend ignorieren. Anschließend wird verkündet, was das für ein transparenter Dialog das war und es gibt ein Dankeschön für all die kommunikativen und durchaus auch kontroversen Beiträge.

Aber irgendwann muss man die Diskussion einmal abschließen. Und dann wird ein neuer Wegeplan gemacht, der dann auch auf den Verbindungsbereich ausgeweitet wird und dann werden auch dort massenhaft Wege verboten und das Wegenetz zerstört.

Frei zugänglich? Ich denke, das war einmal.


Mit dem Verlust der Wege verliert die Landschaft ihr Herz.

Peter Munk hat sein Herz an den Holländermichel verloren. Dort, wo einmal unendliche Wege den alten Schatzhauserwald durchzogen haben, gibt es nur noch Steine. Längst hat der Amtmann die Wanderer verjagt. Statt dessen kommen andere Menschen, aus Holland und anderen fernen Ländern, wo sie durch Geschäftigkeit die Naturnähe verloren haben und damit zu Touristen geworden sind. Die Touristen haben kalte Herzen und können zu ihrer Tourismusdestination nur noch wenig Liebe empfinden. Ihr Gefühl ist erkaltet. „Angenehm kühl“ sagt der Holländermichel.


 

15.03.2013

Und anderswo? Korrespondenz aus dem Nationalpark Spessart. Ein Blick über den Tellerrand. Ein Flugblatt Nationalparkbefürworter Freunde des Spessarts versus Nationalparkgegner Wir im Spessart lässt typische Formulierungen und Sprachregelungen erkennen:

Spessart

„Dass nach aktuellem Kenntnisstand keine naturschutzfachlichen Gründe für ein Wegegebot vorliegen,“ ist z. B. äußerst raffiniert getextet. Wunderbar, denkst du da als Wanderer. Da stimme ich doch gewiss dem Nationalpark zu. Doch wie schnell kann sich so ein Kenntnisstand ändern? Die Erfahrung lehrt: Gerade nach Nationalparkgründungen pflegen „naturschutzfachliche Gründe“ wie Pilze aus der Erde zu schießen. Wer so formuliert, hat die Übertölpelung des Lesers gewiss schon voll im Blick.

Bisher ist es noch nicht zur Gründung eines Nationalparks Spessart gekommen. Der Analogieschluss zum Nationalpark Schwarzwald lässt erkennen, dass damit eine große Gefahr für das Wegenetz im Spessart abgewehrt werden konnte.


 

23.01.2023 Badische Neueste Nachrichten vom 23.11.2022 entdeckt
13.03.3023 Wegeplankarte. Ich bedanke mich bei Lutz Zybell, Dresden für den Hinweis
15.03.2023 Zitat Spessart.
07.07.2023 Zitat Holländermichel.

Zum Seitenanfang