Band 1
Am 02.09.2022 erhalte ich eine Mail von Rüdiger Kurth von www.robotrontechnik.de: Die haben einen funktionierenden K1630.
Und ich habe ja noch einge alte 1/2-Zoll-Magnetbänder von eben diesem Rechner auf dem Dachboden. Also alles in ein Paket gepackt: Ob da gut geht, 30 Jahre alte ORWO-Magnetbänder lesen?
Zunächst hieß es, es gäbe da „fehlerhafte Blöcke“. Ein einziges Byte falsch gelesen – und das könnte es gewesen sein. Doch dann kam dieses Bild – sozusagen der Urfaust:
Und kurz darauf eine Datei ohnename.001. Die Daten waren zum Glück recht einfach strukturiert, 2048 Blöcke à 2048 Byte. Das kann man als ein Bild 2028×2048 in Rohdaten auffassen:
Wie man sieht, sind es 16 Bilder 512×512. Ausgangsbild war das digitale Geländemodell „Elbtalzone“ (DHMV0) von Dr. Kuhn vom VEB Kombinat Geophysik Leipzig. Die Bearbeitung erfolgte in den 1980er Jahren auf dem Bildverarbeitungsystem Robotron A 6472, genau genommen auf dem dem Displayprozessor K 2067. Aus dem Höhenmodell haben ich „kartographische Reliefdarstellungen“ erzeugt, also Höhenlinien, Schummerungen etc.
Was für ein Schatz, fast 4 Jahrzehnte später!
Hier die 16 Bilder:
Band 1/Bild 1.1: Schräglichtschummerung mit angedeuteten 25-m-Höhenlinien
Band 1/Bild 1.2: Schräglichtschummerung mit angedeuteten 100-m-Höhenlinien
Band 1/Bild 1.3: Schräglichtschummerung
Band 1/Bild 1.4: Reine Schattenschummerung bei leichtem Tiefpass („Kraftplatte“)
Band 1/Bild 2.1: Kombinationsschummerung mit Kontrast-Luftperspektive und 100-m-Schattenhöhelinien
Band 1/Bild 2.2: Kombinationsschummerung mit Kontrast-Luftperspektive und gewöhnlichen 100-m-Höhenlinien, kräftig
Band 1/Bild 2.3: Kombinationsschummerung mit Helligkeits-Luftperspektive und gewöhnlichen 100-m-Höhenlinien, hell
Band 1/Bild 2.4: Kraftplatte mit grauen 25-m-Höhenlinien
Band 1/Bild 3.1: Kombinationsschummerung mit 25-m-Höhenlinien, hell
Band 1/Bild 3.2: Kombinationsschummerung (Basisgenerierung).
Band 1/Bild 3.3: Tiefpass-Schräglichtschummerung mit 100-m-Schattenhöhenlinien
Band 1/Bild 3.4: Tiefpass-Schräglichtschummerung mit schwarzen 100-m-Schattenhöhenlinien
Band 1/Bild 4.1: Tanaka-Kitiro-Linien, Abstand 2, leicht überhöht
Band 1/Bild 4.2: Tanaka-Kitiro-Linien, Abstand 2, kräftig überhöht
Band 1/Bild 4.3: Tanaka-Kitiro-Linien, Abstand 4, kräftig überhöht
Band 1/Bild 4.4: Testbild für das FEAG 200
Der Kartenausschnitt zeigt den Landschaftsraum Dresden zwischen Meißen und der Sächsischen Schweiz:
Die Bilder sehen erstaunlich modern aus. Und doch wurden diese in den 1980er Jahren auf dem Bildverarbeitungssystem Robotron A6472 gerechnet. Das waren damals absolute Wunderwerke. Die Digitalkartographie steckte damals in ihren allerkleinsten Kinderschuhen. Karten wurden damals mit Stiftplotter gezeichnet. Auf Bildschirmen gab es bestenfalls ein paar unscharfe dunkelgrüne Linien. Kartografische Reliefschummerungen gelten bereits in Handzeichnung als hochkomplizierte Materie. Nun die allerbesten von den alten Kartolithografen haben sowas gebracht. Und es hat wochen- und monatelang gedauert. Und das sollte plötzlich mit Computer gehen? In ein paar Sekunden? Unglaublich.
Doch 1990 war damit dann erstmal Schluss. Industrieforschung, so hat man festgestellt, würde sich marktwirtschaftlich gesehen, nicht rechnen. Wenn man sich das aus heutiger Sicht mal überlegt – Junge, Junge. Wie es damals mit Robotron weiterging, kann man u. a. bei www.fesarariob.de nachlesen.
Technische Anmerkungen
- Datenstruktur: Rohdaten 2048 Blöcke à 2048 Byte.
- 7 Blöcke haben sich nicht lesen lassen, was bewirkt, dass das Bild unten 7 Zeilen kürzer geworden ist.
- Aus diesem Grund fehlen in den 4 Bildern der Reihe 4 je 7 Zeilen (was aber bei den Tanaka-Kitiro-Linien und dem Testbild kaum auffällt)
- Ganz unten sind dafür 7 angestückelte „Fehlzeilen“ zu sehen. Die habe ich mal so stehen gelassen.
- Denn auch diese sind interessant. Auch das sind solche „512er/2048er“ Bildstrukturen. Der Controller hat nach dem Bandende nämlich einfach weitergelesen. Und weil ich vorher ein ähnliches Bild auf dem Magnetband gesichert hatte, wobei das Band etwas schneller gelaufen ist, sind das die letzten Zeilen der Magnetisierung der vorherigen Bandbelegung.
- Um die originalen Bytes des Magnetbandes authentisch zu bewahren, stehen unter den 16 (komprimierten Jpeg-)Bildern dieser Webseite die Bilder noch einmal, und zwar atypischerweise in (unkomprimiertem) Tiff als Link.
Die Links dieser Seite unterliegen nicht dem Änderungsdiesnt.
12.01.2022: Der legendäre Anruf von Dr. Kuhn aus Kleinreinsdorf.
02.09.2022: Die legendäre Mail von Rüdiger Knuth.
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